Kulturtreffs kämpfen um Zuschüsse

HAZ, 24.9.2018:

Die Kultureinrichtungen in Hannovers Stadtteilen sind in Sorge. „So kann die Stadt nicht mit den Kulturtreffs umgehen!“, heißt es in einer Protestnote, die die vereinsgetragenen, von der Stadt unterstützten Häuser formuliert haben. Hintergrund ist ein Gespräch einiger Vereinsvorstände bei der zuständigen Dezernentin Konstanze Beckedorf, bei dem sich abzeichnete, dass die städtischen Zuwendungen für die Treffs eingefroren werden sollen. So sehe es der Haushaltsplanentwurf für 2019 vor. Der derzeit gültige Dreijahresvertrag mit den Einrichtungen läuft in diesem Jahr aus und muss für 2019 neu verhandelt werden – nach dem Willen der Stadt zu den gleichen Bedingungen wie bisher. Für die meisten Treffs würde das eine Unterfinanzierung bedeuten. „Alles wird teurer – nur die Kulturtreffs dürfen plötzlich nicht mehr teurer werden, trotz steigender Gehälter und steigender Kosten?“, fragen die Verfasser des Protestbriefs. Die Arbeitsplätze von Mitarbeitern würden gefährdet.

Zumeist zwei Stellen finanziert die Stadt seit den Neunzigerjahren in den Treffs, die seither in vielen Stadtteilen wichtige Anlauf- und Treffpunkte für Bürger geworden sind und gerade in jüngster Zeit auch vermehrt Integrationsarbeit übernehmen. Kulturtreffs wie in Hainholz, Badenstedt und Bothfeld verteilen die zwei Stellen auf drei Mitarbeiter, alles andere passiert ehrenamtlich oder muss aus einem kleinen Veranstaltungsbudget bezahlt werden. Die Stadt wolle sich nun „aus der Verantwortung stehlen“ und die Zuschüsse nicht erhöhen. Worauf, fragen die Kulturfachleute, könnten sich engagierte Bürger, die Verantwortung für ein Kulturzentrum übernähmen, eigentlich noch verlassen? Ein krasser Widerspruch zur Kulturhauptstadtbewerbung, die unter dem Motto „Nachbarschaft“ stehe, sei ein solcher Schritt sowieso.
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Uwe Janssen, HAZ, 24.9.2018